Work-Life-Blending: Freiheit oder Überbelastung?
Beim Warten beim Coiffeur schnell die Geschäftsmails checken. Vor der Arbeit rasch noch einen Waldspaziergang machen. Eine Runde schwimmen mitten am Vormittag, dafür spätabends am Meeting der Kolleg:innen in den USA teilnehmen. Das alles geht mit Work-Life-Blending. Damit gemeint ist die Verschmelzung von Arbeit und Freizeit. In der modernen Arbeitswelt sind Arbeitszeiten und -orte oft nicht mehr fix geregelt. Doch was heisst das für die Arbeitnehmenden? Bringt Work-Life-Blending die grosse Freiheit oder führt sie zu einer schädlichen Mehrbelastung? Dem gehen wir im Folgenden nach.
Freiheiten – die Vorteile von Work-Life-Blending
Bei vielen Arbeitnehmenden ist die Verschmelzung von Arbeit und Freizeit ein beliebtes Modell. Denn sie bringt einige Annehmlichkeiten:
- Flexible Zeiteinteilung: Viele empfinden es als beachtliche Freiheit, sich die Zeit für Arbeit, Freizeit und private Verpflichtungen so einzuteilen, wie sie wollen. Die Flexibilität ermöglicht einem, auch mal zum Sport oder einkaufen zu gehen, während andere im Büro sitzen. Umgekehrt besteht die Möglichkeit, dringende Aufgaben für die Arbeit in den Abendstunden zu erledigen oder von unterwegs aus zu arbeiten. Denn, ob beruflich oder privat, nicht alle To-dos sind planbar. Daher ist es von Vorteil, wenn man spontan entscheiden kann, was man vordringlich angeht.
- Organisatorische Vorteile: Mit dem Wegfallen der Abhängigkeit von Bürozeiten verbunden ist auch das organisatorische Plus, welches Work-Life-Blending mit sich bringt. So braucht man beispielsweise nicht mehr extra einen Ferientag zu nehmen, wenn ein ärztlicher Untersuchungstermin ansteht. Auch die Kinderbetreuung lässt sich besser organisieren. So kann man zum Beispiel in einer verlängerten Mittagspause die Kinder aus der Kita abholen und mit ihnen essen, bevor man sie für den Nachmittag zu den Grosseltern bringt.
- Vertrauenskultur: Work-Life-Blending bedeutet oft, dass der Arbeitgeber auf das Ergebnis der Arbeit schaut und nicht darauf, wie lange die Arbeitnehmenden tatsächlich gearbeitet haben. Wer als beschäftigte Person ein solches Vertrauen geniesst, schätzt sich glücklich. Das steigert die Arbeitsmotivation deutlich.
- Mehr Produktivität: Alle diese Vorteile können bewirken, dass Arbeitnehmende mit Work-Life-Blending deutlich produktiver sind. Hinzu kommt, dass man diejenigen Zeiten zum Arbeiten nutzen kann, in denen man am leistungsfähigsten ist. Fällt die Leistung ab, besteht die Möglichkeit für eine Auszeit, bevor man – mit vielleicht etwas weniger anspruchsvollen Aufgaben – wieder in die Arbeit einsteigt.
Überbelastung – die Nachteile
Die Freiheiten, die einem das Work-Life-Blending lässt, können aber auch zu viel des Guten sein. Denn nicht allen Arbeitnehmenden fällt es gleich leicht, mit der Verschmelzung von Arbeit und Freizeit umzugehen. Das führt zu folgenden Nachteilen:
- Mangelnde Abstimmung im Team: Wenn nicht alle Teammitglieder gleichzeitig arbeiten, wird es schwieriger, sich gut zu koordinieren. Das kann zur Belastung werden. Beispielsweise, wenn bei einem dringenden Supportfall das zuständige Teammitglied nicht erreichbar ist. Oder wenn Deadlines nicht eingehalten werden, weil man die Aufgaben zu deren Einhaltung nicht miteinander abgestimmt hat.
- Permanente Verfügbarkeit: Wenn man für den Arbeitgeber und fürs Team potenziell immer erreichbar ist, droht die Gefahr, dass man nicht abschalten kann. Nicht alle Arbeitnehmenden können sich gleich gut abgrenzen. Dazu kann es sein, dass Arbeitgeber Druck machen und eine Erreichbarkeit auch ausserhalb der geplanten Arbeitszeiten einfordern. Wenn das geschieht, wird aus der Vertrauenskultur rasch eine Misstrauenskultur.
- Versteckte Überstunden: Die Verschmelzung von "Work" und "Life" bringt es mit sich, dass man leicht den Überblick über die geleistete Arbeitszeit verliert. Das kann dazu führen, dass man Überstunden macht, ohne es wirklich zu merken: Hier mal ein Geschäftsanruf am Wochenende, da noch rasch einen Task abschliessen, während andere schon Feierabend haben. In diesem Fall ist es wichtig, sich die Zeit aufzuschreiben, in der man effektiv arbeitet – und absichtlich Zeiträume zu schaffen, in welchen man garantiert nicht arbeitet.
- Vernachlässigung des Privatlebens: Ob nun aus Pflicht oder aus Leidenschaft, es besteht die Gefahr, dass man im Work-Life-Blending zu viel arbeitet. So kann das Privatleben leicht zu kurz kommen. Dies schadet den privaten Beziehungen, die doch eigentlich eine wichtige Kraftquelle sind. Schlimmstenfalls führt die Sache zu Selbstausbeutung und dazu, dass es der Gesundheit schadet. Mögliche gesundheitliche Folgen reichen von Reizbarkeit und Schlafstörungen über ein geschwächtes Immunsystem bis hin zum Burnout.
Fazit: Massgeschneidertes Work-Life-Blending
Die Verschmelzung von "Work" und "Life" ist nicht per se gut oder schlecht. Wer in diesem Arbeitsmodell unterwegs ist, tut gut daran, die Vorteile zu nutzen und die Nachteile zu minimieren. Jede:r muss für sich eine Balance finden, wie viel Verschmelzung sein darf, wie viel Arbeit es sein muss und wie viel Freizeit daneben noch Platz haben soll. Bei aller Flexibilität muss man sich manchmal selbst das vorgeben, was im Work-Life-Blending nicht mehr gegeben ist. Nämlich eine gewisse Struktur sowie eine minimale Abgrenzung zwischen Arbeit und Freizeit. Stimmt diese, steht auch langfristig dem produktiven, freudvollen Arbeiten nichts im Weg.
Sind Sie noch auf der Suche nach einem Job, vielleicht einem, der Ihnen flexibles Arbeiten ermöglicht? Auf home-office-stellen.ch gibt es viele offene Stellen, die für Sie passen könnten!