Gratifikation: Was versteht man darunter?

Veröffentlicht am: 09.11.2021Kategorie: Allgemein

Sondervergütungen wie Gratifikationen kommen in der Praxis häufig vor. Sie dienen dazu, Mitarbeitende zusätzlich über den Lohn hinaus zu motivieren. Dabei handelt es sich beispielsweise um Weihnachtsgeld oder Geld zum Dienstjubiläum und damit um eine freiwillige Sondervergütung seitens des Arbeitgebers. Diese wird zusätzlich zum Lohn ausbezahlt. Im Folgenden erfahren Sie alles, was Sie rund um das Thema Gratifikation wissen sollten.

Wann habe ich einen Anspruch auf eine Gratifikation?

Hierbei wird zwischen drei unterschiedlichen Szenarien differenziert.

Freiwillige Leistung

Sie haben keinen klagbaren Anspruch auf Gratifikation, wenn der Arbeitgeber diese freiwillig tätigt.

Vertraglich vereinbarte Leistung

Wird die Gratifikation beispielsweise im Arbeitsvertrag vertraglich festgehalten, haben Sie einen klagbaren Anspruch auf die Sondervergütung. Gleichzeitig liegt die Höhe der Gratifikation, basierend auf sachlich nachvollziehbaren Kriterien im Ermessen des Arbeitgebers. Er darf also die Höhe der Gratifikation selbst bestimmen.

Verpflichtende Leistung

Es besteht eine Verpflichtung des Arbeitgebers zu künftigen Zahlungen, wenn es sich um eine langjährige, regelmässige und vorbehaltlose Bezahlung einer Gratifikation handelt. In diesem Fall wird aus der ansonsten freiwilligen Leistung ein fester Bestandteil des Lohns: Sie haben einen klagbaren Anspruch auf die Auszahlung während dem Arbeitsverhältnis und einen pro rata Anspruch nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses.

Eine Ausnahme besteht, wenn im Arbeitsvertrag ein ausdrücklicher Freiwilligkeitsvermerk notiert wurde und sich ein entsprechender Hinweis wie zum Beispiel «freiwillige Sondervergütung» auf der Lohnabrechnung befindet.

Handelt es sich beim 13. Monatslohn um eine Gratifikation?

Der 13. Monatslohn stellt keine freiwillige Gratifikation dar, auch wenn diese teilweise umgangssprachlich als eine «Gratifikation» bezeichnet wird. Der Grund ist, dass der Anspruch sowie die Höhe der Leistung (ein Monatslohn) vertraglich vereinbart wurden. Es handelt es sich um einen festen Bestandteil Ihres Lohnes, auf welchen Sie einen Anspruch haben. Bei unterjähriger Kündigung haben sie einen anteilsmässiger Anspruch (pro rata Anspruch).

Müssen alle Arbeitnehmenden bei einer Gratifikation gleich behandelt werden?

Wird die Gratifikation vertraglich vereinbart, gilt die Vertragsfreiheit. Das bedeutet, dass nicht alle Arbeitnehmenden gleich behandelt werden müssen und einzelne oder Gruppen von Arbeitnehmenden unterschiedlich hohe Gratifikationen erhalten können. Dies gilt allerdings nur, solange keine einzelne Person aus willkürlichen oder unsachlichen Gründen gegenüber der Mehrheit schlechter gestellt wird. Es braucht also einen guten Grund für eine derartige Schlechterstellung. Wird umgekehrt eine Person besser gestellt als die Mehrheit, ist das erlaubt.

Nun sollten Sie die wichtigsten Dinge über Gratifikationen wissen. Im Übrigen ist die Gratifikation nicht mit dem Bonus zu verwechseln. Erfahren Sie hier mehr über die Unterschiede zwischen Gratifikationen und Boni.

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